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Sieben Gründe, Glyphosat zu verbieten

Es ist Zeit, Monsanto die Stirn zu bieten!

Glyphosat ist eine Chemikalie, die in Pestiziden wie Monsantos Roundup verwendet wird und inzwischen die meist verwendete Chemikalie aller Zeiten ist. Trotzdem haben Sie vermutlich noch nie davon gehört, und die Chemie-Riesen wären wahrscheinlich froh, wenn es auch so bliebe.

Warum? Weil Glyphosat nicht nur intensiv angewendet wird, sondern auch höchst umstritten ist. Die Zulassung für seine Verwendung läuft Ende Juni 2016 aus, was der EU-Kommission die Gelegenheit bieten würde, ein Verbot auszusprechen.

Allerdings will die Kommission genau das Gegenteil tun, und hat vorgeschlagen, die Zulassung bis 2031 zu verlängern. Dieser Vorschlag wird Gegenstand eines Treffens am 7. und 8. März sein, bei dem sich die EU-Regierungsvertreter positionieren werden (siehe Kasten „Der Zulassungsprozess“). Angesichts dieser kurzen Frist ist es entscheidend, dass die Argumente gegen eine Verlängerung der Zulassung so schnell wie möglich vorgebracht werden.

Hier sind unsere sieben Gründe, warum Glyphosat in der EU verboten werden sollte.

GRUND EINS: GLYPHOSAT KANN IHRE GESUNDHEIT ERNSTHAFT SCHÄDIGEN

Derzeit wird heftig darüber diskutiert, ob Glyphosat krebserregend ist. Während die renommierte Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation der Ansicht ist, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ sei, stellte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) das Gegenteil fest. Glyphosat-basierte Zusammensetzungen werden nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in öffentlichen und privaten Gärten verwendet, wodurch sowohl Landwirte als auch VerbraucherInnen Gefahren ausgesetzt werden.

Zudem zeigen einige Studien, dass Herbizide, die Glyphosat enthalten, als endokrine Disruptoren wirken – also als Substanzen, die unsere Hormone durcheinanderbringen und die unter anderem die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.

Die EU sollte Glyphosat verbieten, solange nicht bewiesen ist, dass es sicher ist.

GRUND ZWEI: ES STELLT AUCH EINE GEFAHR FÜR TIERE UND PFLANZEN DAR

Nicht nur die menschliche Gesundheit ist durch Glyphosat in Gefahr. Die EFSA hat hohe langfristige Risiken für pflanzenfressende Säugetiere (z.B. Nutztiere wie Kühe und Schafe) sowie wildlebende Tierarten (z.B. Vögel und Maulwürfe) festgestellt. Darüber hinaus hat das Deutsche Umweltbundesamt erhebliche negative Auswirkungen von Pestiziden im Allgemeinen und von Glyphosat im Speziellen auf die Artenvielfalt festgestellt. Glyphosat tötet nicht nur Unkräuter, sondern auch nützliche Beikräuter, die eine wichtige Nahrungsgrundlage für Insekten und andere wildlebende Tiere sind.

Eine Chemikalie, die so hohe Risiken für Tiere und Artenvielfalt birgt, sollte keine weitere Zulassung erhalten.

GRUND DREI: GENTECHNIK UND GLYPHOSAT SIND ZWEI SEITEN DERSELBEN MEDAILLE

Glyphosat und Gentechnik können als zwei Seiten derselben Medaille gesehen werden. Von den 61 in der EU zum Import zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen (GVO) sind mehr als die Hälfte glyphosat-resistente Pflanzen. Sie wurden dazu entwickelt, mit genau diesem Herbizid eingesetzt zu werden. Glyphosat und Gentechnik sind Instrumente für eine intensive Form der Landwirtschaft, die Umwelt und Gesundheit schädigt, und Bäuerinnen und Bauern von der Chemieindustrie abhängig macht (siehe auch Grund 4). Viele Fälle von Krebs und körperlichen Missbildungen wurden bei Menschen und Tieren in Südamerika gemeldet, wo auf ausgedehnten Landstrichen glyphosat-tolerantes Gensoja angebaut wird, um es als Futtermittel nach Europa zu exportieren.

Durch eine Ablehnung von Glyphosat können wir uns für die Gesundheit der Menschen in Europa und weltweit einsetzen und die ländliche Entwicklung auf Basis einer bäuerlichen, umweltfreundlichen Landwirtschaft unterstützen.

GRUND VIER: GLYPHOSAT IST NUR EINE ZUTAT IN EINEM GIFT-COCKTAIL

Glyphosat allein richtet schon Schäden an. Aber Herbizide wie Roundup enthalten zusätzlich einen Cocktail an Chemikalien, der noch giftiger sein kann als Glyphosat allein, mit noch mehr Risiken für Landwirte und die Öffentlichkeit.

In Kanada und den USA haben sich aufgrund von übermäßigem Gebrauch von Roundup in Kombination mit glyphosat-resistenten genmanipulierten Pflanzen bereits glyphosat-resistente „Super-Unkräuter“ ausgebreitet. Um diese „Super-Unkräuter“ aufzuhalten, wurden noch mehr herbizid-resistente genetisch veränderte Pflanzen zugelassen. Sie sind gegen mehrere Herbizide resistent, darunter noch gefährlichere und umweltschädlichere als Glyphosat.

Die Genehmigung für den Einsatz von Glyphosat birgt eine ganze Reihe von Risiken, die durch ein Verbot vermieden werden können.

GRUND FÜNF: LÜCKEN IN DEN WISSENSCHAFTLICHEN DATEN

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) hat kritisch angemerkt, dass acht von vierundzwanzig Antragstellern, inklusive Monsanto, toxikologische Untersuchungen vorgelegt hatten, die gar nicht die Wirkung der Produkte untersuchten, die sie verkaufen möchten. Dadurch war es nicht möglich, festzustellen, ob die fraglichen glyphosat-basierten Pestizide keine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche oder tierische Gesundheit oder das Grundwasser oder andere Umweltfaktoren haben. Es ist höchst besorgniserregend, dass ein Drittel der Antragsteller toxikologisch irrelevante Daten vorgelegt haben, um ihre Produkte zu verteidigen. Der EFSA-Bericht hat zusätzliche 22 Datenlücken in den Unterlagen der Antragsteller gefunden.

Angesichts der bekannten und möglichen Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier sollten wir zuerst sicherstellen, dass wir alle nötigen Unterlagen haben, bevor wir eine Substanz für eine derart breite Anwendung genehmigen.

GRUND SECHS: MANGEL AN TRANSPARENZ

Es gibt nicht nur Lücken in den Unterlagen, sondern  Schlüsselstudien werden aktiv vor der Öffentlichkeit versteckt. Zudem basieren entscheidende Schlussfolgerungen des EFSA-Berichtes bezüglich der krebserregenden Wirkung  von Glyphosat auf ebendiesen unveröffentlichten Studien, die allesamt von der Industrie selbst veröffentlicht wurden. Es ist inakzeptabel, dass den unveröffentlichten Studien mehr Bedeutung zugemessen wird als den öffentlich verfügbaren Informationen.

Zudem haben über 80% der nationalen Experten, die an der offiziellen Glyphosat-Bewertung der EU beteiligt waren, die Veröffentlichung ihrer Namen verweigert. So wird eine Überprüfung ihrer möglichen Interessenskonflikte mit der Industrie verunmöglicht.

Die Zulassung von Glyphosat darf nicht auf der Grundlage von geheimen, von der Industrie finanzierten Berichten von Leuten, die sich weigern, ihre Interessen öffentlich zu erklären, erfolgen.

GRUND SIEBEN: ES GIBT ALTERNATIVEN!

Die biologische Landwirtschaft zeigt: Glyphosat ist für produktiven Landbau nicht nötig. Die Landwirtschaft der Zukunft muss auf hohe Biodiversität und eine Vielfalt von angebauten Pflanzen setzen. Sie muss insbesondere die gewaltigen Monokulturen, die Schädlinge überhaupt erst anlocken, vermeiden und Fruchtwechsel betreiben, damit sich Schädlinge nicht in Boden und Vegetation festsetzen können.

Die starke Abhängigkeit von Glyphosat hängt mit einer sehr intensiven Landwirtschaft zusammen, die ganz einfach nicht nachhaltig ist. Es gibt sicherere, chemie-freie Alternativen zu Glyphosat, wie Fruchtwechsel, flaches Pflügen oder Unkrauthacken, bei denen es sich um ebenso effektive Methoden der Unkrautbekämpfung handelt. Aus diesem Grund, und allen anderen angeführten Gründen, muss Glyphosat verboten werden.

DIE NÄCHSTEN SCHRITTE

Während die Kommission drauf und dran ist, Glyphosat noch einmal für 15 Jahre zuzulassen, besteht noch immer die Möglichkeit, diesen Vorschlag zu blockieren. Bitte kontaktieren Sie den zuständigen Minister, Herrn Christian Schmidt, und fordern Sie ihn auf, gegen die Zulassung zu stimmen.

Wenn Sie sich ausführlicher über Glyphosat informieren wollen oder Quellenangaben suchen, lesen Sie bitte unser umfassenderes Briefing, das auf unserer Internetseite zur Verfügung steht.

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© Christian Kaufmann
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11.04.2024
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CAP
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